Trixi

Trixi, gestorben am 4. August 2015 ..und nichts mehr wird so sein wie es mal war..

Trixi, Staffordshire-Mix, weibl. , geb. 2000
Trixi hat noch keinen Paten. TrixiPatenschaft

TRIXI mein Tierheim Engel

Es war im August 2008, als ein nicht wenig kleines Aufgebot von Ordnungsbeamten und Polizeihundeführer uns die Staffordshire-Mix Hündin Trixi  mit ihrem 10 Monate alten Sohn Speedy und einem Respekt einflößenden Maulkorb ins Tierheim brachten.
Der Kontakt von Trixis Zähnen mit dem Fuß eines Briefträgers war den beiden  zum Verhängnis geworden. – Trixi hatte, wie  es ihr von klein auf beigebracht wurde, Haus und Hof bewacht und dabei den Briefträger mittels Attacken gegen seine Füße „gestellt“.  Der einzige, der sich an diesem Augustmorgen fehlerhaft verhielt, war Trixis Besitzer, denn er vergaß an jenem Morgen seinen Wachhund rechtzeitig ins Haus zu holen.Da Trixi leider zu den sogenannten „Listenhunden“ gehört, wurde sie kurzerhand „beschlagnahmt“ und ins Tierheim gebracht. Ihren Welpen Speedy beschlagnahmten sie gleich mit und unser Tierheim war im Nu, um zwei  total verängstigte und verstörte Hunde reicher.Trixi, gebärdete sich wild fletschend und hoch gestreßt in ihrer Box.
Ihr fehlte ihre Familie mit der sie ihr bisheriges Leben verbracht hatte. Ihr fehlte ihre Aufgabe, ihren Hof und ihr Haus zu bewachen und zu beschützen und sie war durch die Anwesenheit der vielen anderen Hunde im Hundehaus außer Rand und Band.
Wir waren für sie die „Bösen“, die „Feinde“, die ihr das alles genommen hatten.Sie war ihren Besitzern so treu ergeben, dass sie keinerlei Kontakt zu uns aufzunehmen bereit war. Das Gegenteil war leider der Fall und so  konnte Trixi nur mittels Schieber versorgt werden. Sie an eine Leine zu legen und auszuführen, daran war gar nicht zu denken. Und schon gar nicht, sie zu vermitteln.Ich machte mir sehr große Sorgen um ihre Zukunft, denn die damalige Tierheimleiterin,  sah, mit ihrer fast 40 jährigen Erfahrung, für Trixi keine Chance mehr auf ein normales Leben.
Was das bedeutete wusste ich, aber ich wollte es nicht akzeptieren! – So wie ich viele festgefahrene, veralterte, herzlose Verhaltensmuster nicht bereit war zu akteptieren!

Zu allem Übel war es nun so, dass auch der junge Speedy das aggressive Schutzverhalten seiner Mutter annahm. Es war unmöglich, ohne Gefahr gebissen zu werden, den Zwinger der beiden zu betreten. Von ihrem Besitzer, dem es leicht möglich gewesen wäre, uns zu helfen, den Streß der Tiere abzubauen, hörten wir gar nichts. Trixi und Speedy hatte er erbarmungslos im Stich gelassen. – Und so fühlten die beiden sich auch.


Doch dann geschah das Wunder:

In jenem Sommer 2008 wurde das Tierheim von der Katzenseuche heimgesucht und es starben in Folge viele, viele Katzenbabys an dieser schlimmen, hochansteckenden Krankheit. Kein Tag verging ohne Sterben, und so auch an diesem Tag.

Eva, eine junge Praktikantin, die mir zu dieser Zeit half, hatte sich einem der Kleinen angenommen und mit warmen Handtüchern versuchte sie das Leid des Babys zu lindern.
Ich selbst hatte zu dieser Stunde den jungen Speedy von seiner Mutter getrennt, denn ich wollte nichts unversucht lassen, wenigsten dem jungen Hund ein normales, vielleicht sogar glückliches Leben zu ermöglichen. So versuchte ich, mich so klein wie möglich zu machen und in genügendem Abstand zu ihm, in seinen Außenzwinger zu setzen. In der dazugehörigen Innenbox hörte ich seine  aufgebrachte und wütende Mutter Trixi.

Speedy war sehr verunsichert und hatte große Angst vor mir. Wild bellend zog er sich in die letzte Ecke der Box zurück. Auf keinen Fall wollte ich ihn bedrängen und so fing ich an, den großen Leonbergermix Leo im Nebenzwinger mit den Leckerlies zu füttern, die eigentlich für Speedy gedacht waren.

Leo, der Monate vorher auf der Autobahn aus einem fahrenden Auto geworfen worden war, vertraute mir bereits und so konnte Speedy beobachten wie zärtlich mir der große Leo aus der Hand aß und wie liebevoll unser Umgang war.  Doch sobald ich mich wieder Speedy zuwandt, ging das unsichere Gebelle und Geknurre wieder von vorne los. Mir war klar, dass es noch Tage dauern könnte,  bis Speedy keine Angst mehr vor mir hatte.

– Plötzlich kam Eva, die 16 jährige Praktikantin, schluchzend und weinend zu den Hundezwingern gelaufen. Im Arm trug sie das eben gestorbenen  Katzenbaby. Sofort  verließ ich, ohne mich nochmals Speedy zuzuwenden, den Hundezwinger und nahm Eva und das tote Katzenkind in den Arm und wir weinten zusammen.
Im Weinen bemerkten wir, dass auf einmal das aufgeregte laute Hundegebell, einer himmlischen Ruhe wich. Wir schauten uns um und sahen, dass alle Hunde in ihren Außenboxen an den Gittertüren standen und voller Traurigkeit unser Weinen beobachten.
In diesem Moment war ich mir sicher, sie fühlten nun alle,  dass wir eine FAMILIE sind.

Ich brachte Eva mit dem Kätzchen zu Irmtraud und sagte ihnen, dass ich unbedingt nochmal zu Speedy müsse. – Zu schnell, hatte ich vorher seine Box verlassen.
Als ich mich seinem Zwinger näherte, merkte ich sofort, dass Speedy sich die letzten Minuten total verändert hatte und mir nun ein ganz anderer Hund freudig entgegenschwänzelte. Welpentypisch stand Speedy an der Tür und konnte mein Kommen gar nicht mehr abwarten.

Mein Herz klopfte mir bis zum Hals, als dieses Wunder geschah! Ich öffnete die Zwingertür und entgegen sprang mir das pure Glück! Speedy überschlug sich vor Freude und mein Gesicht wurde mit 1000 Hundeküssen bedeckt, meine Ohren sanft angeknabbert und auf meinem Schoß klebte ein ca. 12 Kg Glückspaket. Es war, als wäre ein Schalter bei ihm umgelegt worden und er begriff nun, dass ich zu den „GUTEN“ gehörte.

Von da an war es ein Leichtes,  auch seine Mutter für mich zu gewinnen. Gefahrlos konnte ich ihren Zwinger betreten und mit ihr und ihrem Sohn auf der Rennwiese spielen.
Leider reagierte Trixi auf Fremde und auch auf andere Tierheimmitarbeiter  immer noch in alter Manier.

Ihr Sohn Speedy konnte kurze Zeit später vermittelt werden und Trixi wurde, nachdem ich im Oktober 2008 die Leitung des Tierheimes übernahm,  zu meiner unentbehrlichen Helferin.
Mit allergrößter Ausdauer und Geduld half sie mir seitdem viele, viele Neuankömmlinge zu resozialisieren. Sie steht mir zur Seite, wenn wieder eine verstörte, verängstigte Seele hier im Tierheim Zuflucht sucht. Jeder wird von ihr willkommen geheißen und mit ihrer ruhigen, einfühlsamen Art zeigt sie jedem noch so verteidigungsbereitem Wesen, dass es hier bei uns nichts zu befürchten hat.

Trixi ist zu meinem Tierheimengel geworden. – Zu meiner Dolmetscherin, wenn es Missverständnisse zwischen Tier und Mensch gibt, – zu meiner Krankenschwester, wenn verklebte  Augen gesäubert werden müssen (Ronja Räubertochter liebt diese Schleckprozedur und ist seitdem gar nicht mehr traurig über ihre Tränensteinchen!) und zu meiner Seelentrösterin, wenn ich manchmal nicht mehr weiter weiß.
Ich glaube ohne sie, hätte ich die letzten 5 Jahre mein Lachen verloren. Mit ihr wird irgendwie alles gut und es ist, alles nur noch halb so schlimm.

Im Mai 2012 wurde sie sehr krank. Sie bekam plötzlich hohes Fieber und konnte  morgens nicht mehr aufstehen. Ich hoffte so sehr „NUR“ auf einen Infekt, aber es war nicht so! Trixi wurde untersucht und geröntgt  und eine halbe Stunde später hatte ich die niederschmetternde Diagnose. :
Lungenkrebs! Man sagte mir, dass wir vielleicht noch drei Wochen zusammen hätten. – Ich glaube, ich muss niemandem erklären, was für ein Höllental ich durchschritt.

Doch Trixi ist und bleibt ein großes Wunder!
Meine Tränen, die ich so hoffnungslos im Mai 2012 bereits um sie weinte, hatte Trixi nach erfolgreicher Cortisonbehandlung  Lügen gestraft, denn 19Monate später, verrichtet sie immer noch treu und brav hier im Tierheim mit mir ihre Aufgaben und begleitet mich weiterhin auf Schritt und Tritt.

Ich empfinde allergrößte Dankbarkeit wenn ich nachts ihr lautes Schnarchen neben mir hören darf und wünsche mir so sehr, dass es niemals aufhören wird. Dabei danke ich Gott für diesen Engel, den er mir und allen verlassenen Seelen hier im Tierheim geschickt hat.
Trauriger Nachtrag vom 4.8.15: Trixi ist heute in meinen Armen gestorben.

Ach ja, noch was:
Das, mit dem in die Füße fremder Leute zu zwicken, hat sie bis heute nicht abgelegt, aber ihre Bisse sind nur noch zarte Kneifer die ein lustiges Kitzeln beim „Opfer“ verursachen. – Braune Schuhe übrigens, liebt sie abgöttisch!;-)

Moni Eggerer