Unsere Stellungnahme zu den Verhandlungen mit der Stadtverwaltung Wertheim und zur aktuellen Fundtiersituation

Wir möchten gerne zu den auf der Gemeinderatssitzung am 01.02.2016 getätigten Bemerkungen von Herrn Bürgermeister Stein sowie von Herrn Schlachter bezüglich der Verhandlungen mit uns Stellung nehmen:

1. Herr Stein und Herr Mohr haben im Zuge der Verhandlungen über eine neue Fund- und Verwahrtierregelung selbstverständlich alle Zahlen von uns bekommen: Sowohl eine Aufstellung der Fund- und Verwahrtiere von 2014, sowie unsere Aufwands- und Ertragsrechnung aus demselben Jahr. Dafür gibt es schriftliche Belege. Unsere Buchhaltung ist absolut korrekt!
2. Herr Steins Aussage, es habe zum Zeitpunkt der Gemeinderatssitzung für 2016 noch keine Fundtiere im Raum Wertheim gegeben ist ebenfalls unwahr: Alleine bei uns im Theodora Brand Tierheim  wurden in der ersten Januarwoche 1 Verwahrhund durch die Polizei, sowie 1 Fundhund von einem Wertheimer Bürger abgegeben, beide mit Meldung an das Ordnungsamt. Des Weiteren wurden uns 1  Fundkatze gebracht und 2 gemeldet. Update 11.02.16: Laut telefonischer Nachfrage im Tierheim Lohr sind die im Tierheim Lohr gemeldeten 2 Katzen nicht angekommen.
3. Herr Steins Angabe, dass die Verhandlungen von uns abgebrochen worden seien, sowie dass wir von unserer ursprünglichen Forderung nicht hätten abweichen wollen, entspricht ebenfalls nicht der Wahrheit: Wir haben im Zuge der Verhandlungen selbstverständlich versucht, der Stadt entgegenzukommen, und ein neues Angebot präsentiert. Diese Verhandlungen wurden jedoch von Herrn Stein unvermittelt beendet. Auch dies können wir schriftlich belegen.
4. Die Behauptung von Herrn Stein, dass der mit dem Lohrer Tierheim vereinbarte Satz für den ländlichen Raum üblich sei, ist für uns nicht nachvollziehbar. Unsere Forderungen entsprachen dem vom Deutschen Tierschutzbund sowie vom Ministerium für Ländlichen Raum Baden Württemberg empfohlenen Satz von 1 Euro pro Kopf.
Detaillierte Ausführung unserer Stellungnahme:

Die Fund- und Verwahrtiere aus dem Raum Wertheim haben im Jahr 2014 die für die Stadtverwaltung relevanten Kosten von 23.554 € verursacht. Relevant deshalb, weil die Gemeinde die Kosten nur für max. 180 Tage übernehmen muss. Danach gehen die Tiere in den Besitz des Tierheims über, weshalb die reellen durch Fund- und Verwahrtiere verursachten Kosten beinahe dreimal so hoch waren. Durch die 25 Cent pro Einwohner Vereinbarung mit der Stadt ergab sich ein erstatteter Betrag von 5.673 €. An dieser Stelle sollte vielleicht auch erwähnt werden, dass der Tierschutzverein Wertheim e.V. seit 2009 von der Stadt keinen Vereinszuschlag – wie er jedem Verein in Wertheim zusteht – bekommen hat. Warum das so ist, wissen wir nicht und es konnte uns bisher auch nicht von der Stadtverwaltung erklärt werden
Anhand dieser Zahlen kann man sehr gut erkennen, warum das Tierheim ursprünglich 1 EURO pro Kopf veranschlagt hatte und warum 50 Cent pro Kopf noch nicht einmal die Hälfte der Kosten decken würden. Sprich, der Tierschutzverein und somit seine Mitglieder haben in der Vergangenheit von Jahr zu Jahr draufgelegt, um Kosten zu tragen, zu deren Erstattung die Gemeinden gesetzlich verpflichtet sind. Und das konnten wir uns schlichtweg nicht mehr leisten.
Es gab zwei Treffen des Tierschutzvereins mit Herrn Stein und Herrn Mohr. Dem ersten Treffen am 29.10.2015 lag ein Exposé zugrunde, welches die im Jahr 2014 verursachten Kosten durch Fundtiere aufschlüsselte und eine 1€-pro-Kopf-Lösung forderte, welche uns vom Deutschen Tierschutzbund sowie vom Ministerium für ländlichen Raum Baden Württemberg als fair und üblich vorgeschlagen worden war (woher Herr Stein seine auf der Gemeinderatssitzung gegebene Information hat, dass im ländlichen Raum die Hälfte davon üblich sei, hat er leider verschwiegen. Bad Mergentheim beispielsweise fordert 1,20€). Bei diesem ersten Treffen wurden 50 Cent pro Kopf seitens der Stadt angeboten, die der TVW aufgrund der weitaus höheren Kosten ablehnen musste. Daraufhin wurde von der Stadtverwaltung eine Kosten-Gewinn-Aufstellung vom TVW verlangt. Als Gläubiger der Stadt sind wir zu keinem Zeitpunkt zu einer Offenlegung unserer Zahlen verpflichtet gewesen, wollten aber unseren guten Willen sowie Verhandlungsbereitschaft zeigen und stimmten deshalb zu, die Zahlen vorzulegen. Um ein besseres Bild der Aufwendungen und Einnahmen vermitteln zu können, wurden zusätzlich noch die Sachspenden sowie die geleisteten ehrenamtlichen Arbeitsstunden aufgelistet, um u. A. die sehr niedrigen Lohnkosten (bei einem Betrieb dieser Größe der gesetzlich dazu verpflichtet ist, an 365 Tagen im Jahr für acht Stunden zwei Mitarbeiter gleichzeitig zu beschäftigen) nachvollziehbar zu machen. Dieser Aufwands- und Ertragsrechnung lag der Rechenschaftsbericht zugrunde, der auch den Mitgliedern des TVW vorgelegt wird. Die Mail mit diesen Zahlen ging am 10.11.2015 um 22:04 Uhr an Herrn Stein, mit der Bitte um Weiterleitung an die einzelnen Gemeinderäte. Unsere Buchhaltung ist absolut korrekt und alle unsere Zahlen waren vorab auch nochmal von unserem Steuerbüro (Firma Schäftner, Englert, Lamm in der Poststraße 3, 97877 Wertheim) abgesegnet worden. Es ist eine glatte Lüge, wenn man das Gegenteil behauptet, wie auf der Gemeinderatssitzung geschehen.
Des Weiteren wurden die Verhandlungen eben nicht, wie ebenfalls auf der Gemeinderatssitzung behauptet, von unserer Seite beendet: Nachdem uns bei unserem zweiten Treffen mit Herrn Stein und Herrn Mohr am 09.12.2015 zu unserer Überraschung trotz all unserer Bemühungen auf Herrn Steins Wünsche einzugehen einmal mehr die 50 Cent pro Kopf Lösung angeboten wurde, die der TVW wie bereits erwähnt schon beim ersten Treffen aus wirtschaftlichen Gründen hatte ablehnen müssen, musste der Verein im Anschluss das weitere Vorgehen neu besprechen und entscheiden. Es wurde also am 30.12.2015 ein Gegenangebot verschickt: Aufgrund der Sachlage versuchte der Tierschutzverein der Stadt entgegenzukommen und bot mit o.g. Schreiben vom 30.12.2015 einen Dreijahresvertrag zu 80 CENT FÜR 2016, 90 CENT FÜR 2017 und 100 CENT ab 2018 an. Für den Fall, dass es zu keiner solchen Einigung kommen würde bzw. für die vertragslose Übergangszeit wurde außerdem eine Einzelfallberechnung angeboten, wie sie die Stadt Wertheim in der Vergangenheit auch schon (zu sehr viel höheren Konditionen) mit Tierpensionen getroffen hatte. So wollten wir eine Basis für weitere Verhandlungen schaffen.
Dieses Gegenangebot wurde von Herrn Stein am 05.01.2016 in einem wenig freundlichen Schreiben abgewiesen, mit dem Hinweis darauf, dass ab sofort das Tierheim Lohr für die Fundtiere in Wertheim zuständig sei und das Wertheimer Tierheim im Falle einer Fundtieraufnahme die Kosten dafür selbst tragen müsse.
Selbstverständlich sind wir enttäuscht über den Verlauf der Verhandlungen. Wir hätten uns gewünscht, dass man mit einem Tierschutzverein, der über 40 Jahre lang gar keine Unterstützung seitens der Stadtverwaltung bekommen hat, und auch in den letzten Jahren trotz verschärfter Auflagen, erhöhter Versicherungskosten und teilweise einschneidender Veränderungen im Arbeitsrecht immer noch den Großteil der im Tierschutz anfallenden Kosten alleine gestemmt hat einen Kompromiss finden möchte. Hier wurde aber nicht verhandelt, sondern angesagt. Selbstverständlich ist es das gute Recht der Stadt, sich für einen günstigeren Dienstleister zu entscheiden, inwieweit die Kosten hier jedoch eingespart werden, nachdem bereits die Wertheimer Polizei angekündigt hat, dass sie gar nicht die Kapazitäten hat, die Fundtiere nach Lohr zu transportieren, ist fraglich.
Herrn Steins Äußerung auf der Gemeinderatssitzung, es hätte im Jahr 2016 noch keine Fundtiere gegeben, entspricht ebenfalls nicht der Wahrheit:
Im  Januar 2016 kamen alleine aus Wertheim:   1 Verwahrhund 04.01.16 (nachts von der Polizei im Fundtierzwinger untergebracht – Meldung mit Polizeibericht ging unverzüglich morgens ans Wertheimer Ordnungsamt/ Herrn Mohr)
1 Fundhund am 05.01.16 ,12.30 Uhr, aufgegriffen von einer Bürgerin in Wertheim Bestenheid auf der Hauptstrasse. Die von der Bürgerin informierte Polizei sah keine Zuständigkeit und bat sie, den Hund im Fundtierzwinger auf unserem Gelände unterzubringen. Von Lohr wussten die Beamten bis dato immer noch nichts. Meldung ging 2 Stunden später ans Ordnungsamt/Herrn Eberhard Roth
Die Stadt verweigert uns die Kostenerstattung, obwohl wir zu diesem Zeitpunkt nicht nicht über Lohr informiert worden waren und beide Tiere entweder direkt von der Polizei, bzw. im Auftrag dieser zu uns gebracht wurden.
1 Fundkatze aus Dertingen, gefunden von einer Rektorengattin, Tierschützerin seit über 40 Jahren,  gebracht am 25.1.16 (Kosten 170,– EURO bisher f. Tierarzt, Aufenthalt bis heute 10,–/Tag) keine Meldung an die Stadt, da wir die Kosten ohnehin selbst tragen müssen.
Noch 2 Katzen in Wertheim-Village (22.1. und 26.1.16), beide nach Lohr dirigiert. Ergebnis: unbekannt.

Seit wir von der Vereinbarung mit Lohr wissen (Posteingang Schreiben von Herrn Stein am 06.01.2016) verweisen wir auf diese, wenn wir kontaktiert werden, bzw. bitten darum, die zuständigen Behörden zu verständigen.
Wir lassen uns jedoch nicht die erste Hilfe am verletzten Tier verbieten – auch ohne finanzielle Unterstützung. Selbstverständlich kümmern wir uns auch in Zukunft auf eigene Kosten, wenn es sich um einen medizinischen Notfall handelt. Denn der Schutz des Tieres steht bei uns an erster Stelle.

Wir geben alle unser Bestes, einen ordentlichen Standard in der Versorgung unserer Tiere zu gewährleisten. Das sollte der Stadt Wertheim spätestens seit unserem Ortstermin im Tierheim klar sein, bei dem der Deutsche Tierschutzbund voll des Lobes für unsere Arbeit war. Nur durch die Spenden unserer Unterstützer und die vielen ehrenamtlichen Stunden, die hier abgeleistet werden, kann das Theodora Brand Tierheim momentan bestehen. Der Tierschutz liegt vielen Menschen hier am Herzen, Bürgern von Wertheim. Hier wird ein beachtlicher Beitrag für die Gesellschaft geleistet. Und das sollte die Stadt ernst nehmen und würdigen statt belächeln. Deshalb verlangen wir, dass dieser Beitrag gewürdigt wird. Dass die Stadt erkennt, dass geleistete Arbeit Geld kostet. Es wäre das Mindeste, dass sich Herr Stein aber auch Herr Schlachter für ihre völlig haltlosen Anschuldigungen entschuldigen.
Wir sind ein gemeinnütziger Tierschutzverein und als solcher hat das Wohl der Tiere sowie das der Bürger oberste Priorität. Deshalb werden wir natürlich weiteren Verhandlungen mit der Stadt Wertheim offen gegenüber stehen. Aber verhandeln bedeutet eben auch, dass sich beide Seiten aufeinander zu bewegen.

Abschließend möchten wir uns ganz herzlich für die Welle der Solidarität bedanken, die uns seit dieser Gemeinderatssitzung aus der Bevölkerung entgegenkommt. Wir schauen jetzt äußerst zuversichtlich in die Zukunft.

Und für alle, die gerne wissen möchten, was sich für den Tierschutzverein Wertheim e.V. und das daran angeschlossene Theodora Brand Tierheim durch den Wegfall der Wertheimer Fund- und Verwahrtiere ändert:
Im Grunde genommen nicht viel. Durch den Wegfall der Fund- und Verwahrtiere aus Wertheim entstehen uns in Zukunft weniger Kosten. Und auch bei der Auslastung wird sich nicht viel ändern, da wir, wenn weniger Wertheimer Fundkatzen zu uns kommen, wieder vermehrt Abgabekatzen helfen können. Bis jetzt reichten unsere Katzen-Kapazitäten mit Mühe und Not NUR für die Fundkatzen. Wir können zukünftig gerade bei den Verwahrtieren/Hunden kostendeckender arbeiten, da mit den jeweiligen Ordnungsämtern oder Veterinärämtern Einzelabrechnung praktiziert wird und wir ja dann Platz für diese hätten, was in der Vergangenheit nur vereinzelt der Fall war.
Unsere Aufgaben bleiben die gleichen:
Wir übernehmen weiterhin für 3 Städte mit ihren 14 Gemeinden bzw. Ortsteilen die Fund -und Verwahrtiere.
Wir übernehmen weiterhin die Abgabetiere von Wertheim und der gesamten Umgebung. Häufige Abgabegründe: Besitzer verstorben, Besitzer im Altersheim, Scheidung, Krankheit, Umzug, soziale Not.
Wir arbeiten nach wie vor mit den Veterinärämtern zusammen und übernehmen nach wie vor beschlagnahmte Tiere aus schlechter Haltung.
Wir arbeiten nach wie vor mit den umliegenden Ordnungsämtern und wie bereits in der Vergangenheit auch z.B. mit TBB, Werbach, Königheim usw. zusammen und betreuen deren Verwahrtiere.
Wir leisten Öffentlichkeitsarbeit in Sachen Tierschutz.
Wir sensibilisieren Kinder und Jugendliche für den Tierschutz und lehren sie den richtigen, artgerechten Umgang mit Tieren (Siehe die Tierschutzkids-Gruppe unseres Tierschutzvereins).
Wir kümmern uns nach wie vor um nicht artgerecht gehaltene oder misshandelte Tiere, versuchen Missstände aus der Welt zu schaffen bzw. gezielt Tierhalteverbote bei Wiederholungstätern zu erwirken.
Wir geben alten Hunden und Katzen, aber auch bissigen Wachhunden, die beispielsweise durch Insolvenz ihre Aufgabe verloren haben, also allesamt leider nur sehr geringe Vermittlungschancen haben, in unserer Funktion als Gnadenhof hier einen Altersruhesitz und betreuen sie bis an ihr Lebensende.
Wir kümmern uns nach wie vor auch um in Not geratene Wildtiere und Wildtierwaisenkinder, sofern unsere Möglichkeiten dies zulassen: Mauersegler-Jungtiere kommen bis aus Würzburg zu uns, da es hier in der Umgebung leider keine Wildvogelaufzuchtstationen gibt. Deren Aufzucht ist zeitintensiv und sehr kostenaufwändig.
Wir führen Vor- und Nachkontrollen für unsere vermittelten Tiere aber auch für die Tiere anderer Tierschutzvereine durch.
Wir haben aufgrund der vielen Fund- und Vermisstenmeldungen hier in Wertheim eine Internetseite eingerichtet, die ebenfalls ehrenamtlich von uns gepflegt wird und durch die viele Haustiere wieder in ihre Familien zurückgeführt werden konnten. (Siehe FB Seite Tierschutzverein Wertheim vermisst)
Wir führen nach wie vor Projekte wie beispielsweise Kastrationen von verwilderten Hauskatzen durch. Versorgen die jeweiligen Futterstellen mit Futterspenden.
Wir leisten Hilfestellung bei Problemtieren.